e-Health 2020 – First Lessons Learned durch Covid-19
Die Titelseite der New York Times am 7. April 2020 spricht für sich: “Telemedicine Arrives in the U.K.: 10 Years of Change in One Week”: Erleben wir eine Aufbruchstimmung im e-Health-Bereich?
Covid-19 hat vieles verändert und lange, hitzig geführte Diskussionen mit einem Schlag beendet. Ein Beispiel sind die durch Covid-19 schwer geprüften Regionen Norditaliens, unter denen eine hervorsticht: Pro Einwohnerin beziehungsweise Einwohner gibt es in Venetien (4,9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner) nur die Hälfte an Infektionen und Todesfällen im Vergleich zum Durchschnitt der anderen betroffenen Regionen.* Die Mortalitätsrate ist nur ein Viertel im Vergleich zur Nachbarregion Lombardei!
Dieser Erfolg wird unter anderem dem verstärkten Einsatz der Telemedizin in Venetien zugeschrieben. Anfang Mai 2020 wurde daraufhin durch die Regionalregierung ein umfassender gesetzlicher Rahmen für Telemedizin in Venetien geschaffen.
Auch Österreich handelte mit „e-Medikation“ und „e-Rezept“ blitzschnell auf die neuen Herausforderungen. Und nicht nur der Telemedizin gab die Pandemie einen enormen Schub. Weltweit starteten vielfältige Initiativen aufbauend auf AI, Real-time Data Sharing, Chatbots, Data Pools und viele mehr.
Leider hat uns Covid-19 jedoch auch vor ernüchternde Tatsachen gestellt. Eine davon wird öffentlich viel diskutiert: das Damoklesschwert der (totalen) Kontrolle am Beispiel der Entwicklungen in China.
Eine andere Ernüchterung kam nicht so sehr ins Rampenlicht aber führt zu nicht minder grundlegenden Fragen: Von den vielen Möglichkeiten, welche e-Health bereits bietet, konnte in der Krise kaum eine genutzt werden. Es fehlt die Integration in die professionellen Kernprozesse. Dort musste die Bewältigung der Krise durch den enormen persönlichen Einsatz des medizinischen und pflegerischen Personals auf traditionellem Weg erfolgen. Selbstkritisch müssen wir zugeben, dass die Krise der Corona-Pandemie „e-Health“ auf weiten Strecken als Worthülse entlarvte.
Gerade daraus können wir viel lernen. Covid-19 hat gezeigt, dass jetzt der Moment zum Handeln ist. Insellösungen reichen nicht mehr. Durch Covid-19 wird der integrale Handlungsrahmen für e-Health sichtbar:
- e-Health, verflochten mit den Kernprozesse des Wahrnehmens und Verstehens kann uns die Identifikation früher Signale und die Vorhersage von Ausbreitungsmustern ermöglichen, auf die wir mit automatisierten Reaktionen und rechtzeitiger Strategie-Optimierung reagieren können.
- e-Health, fest „verdrahtet“ in den Kernprozessen professionellen Handelns, kann die Effizienz unseres Gesundheitssystems um ein Vielfaches potenzieren und auf der gesamten „Patient Journey“ zu einem aktiven Patientenengagement und einem effektiven Empowerment aller Gesundheitskräfte beitragen: präklinische Triage, digitalisierte Zusammenarbeit aller Gesundheitskräfte, klinische Entscheidungshilfe, intelligentes Monitoring der Patientinnen und Patienten, aber auch Ressourcen und Supply Chain Management sind Gebiete, wo gute Lösungen schon bereitstehen.
- e-Health kann dies alles leisten; aber nur, wenn die digitalen Lösungen fähig sind dynamisch auf neue Herausforderungen zu agieren. Dazu braucht es modulare, agile und sichere Strukturen, und letztendlich einen flexiblen gesetzlichen Rahmen.
Covid-19 zeigt uns, dass ein Gesundheits-Ecosystem in dem „virtuell“ und „real“ ineinander verschmelzen ungeahnte Chancen in sich birgt – und dass solch ein Ecosystem bereits zum Greifen nahe liegt.
Näheres dazu zeigen wir in unserer Webkonferenz „eHealth 2020 – First Lessons Learned durch Covid-19“ am 25 Juni 2020.
*Quelle: https://coronavirus-oggi.it; Stand vom 4.6.2020