Fachkräftemangel in der IT – tun wir was dagegen!
Gastbeitrag von Wolfgang Baumgartner, General Manager SEC Consult Group
Die IT-Branche ist spannend – sie bestimmt unsere Welt! Weshalb finden sich aber im Verhältnis zum Bedarf so wenige junge Leute, die sie zu ihrem Beruf machen wollen? Der Fachkräftemangel gefährdet aktuell sogar das Wachstum der IT-Branche in Österreich.
„Do it yourself“, um Nachwuchs zu gewinnen
Die Branche kann sich nicht darauf verlassen, dass die MINT-Fächer im österreichischen Bildungssystem bald einen höheren Stellenwert erhalten als derzeit. Selbst im Idealfall einer sofortigen Neuorientierung in die gewünschte Richtung würde es mehrere Jahre dauern, bis sich positive Effekte zeigen. Deshalb lautet die Devise, selbst anzupacken, um den Nachwuchs heranzubilden. Da insbesondere die Cybersecurity-Branche unter extremem Fachkräftemangel leidet, tut SEC Consult das bereits seit Jahren. So werden etwa Hacker-Wettbewerbe wie die Cyber Security Austria unterstützt und auch Kooperationen mit Bildungseinrichtungen gehören dazu.
Begeisterung für Cybersicherheit wecken
Wir alle kennen das weit verbreitete Klischee des pickelgesichtigen IT-Nerds, der im stillen, dunklen Kämmerlein die Welt vor einer von bösen Mächten entfachten apokalyptischen Bedrohung rettet. Oder den White-Hat-Hacker, der Opfer krimineller Machenschaften vor dem Ruin bewahrt – und im Gegensatz dazu die andere Seite: den Black-Hat-Hacker, der unglaublich cool und genial mit der Obrigkeit und den Sicherheitskräften Katz und Maus spielt. Es gibt also eine Palette von „digitalen Archetypen“, die sich bereits in unserem kollektiven Bewusstsein eingenistet haben und die auch von jungen Leuten – vor allem Burschen, aber die Mädchen holen bereits auf – durchaus als interessante Rollenmodelle angesehen werden.
Deshalb bietet ein spielerischer, kreativer Zugang zur IT-Welt eine gute Chance, den IT-Nachwuchs für die Branche zu begeistern. Cyber Challenges sind zwar nur eine Möglichkeit von vielen, aber eine, die Jugendliche besonders anspricht. Denn sich mit anderen zu messen, gehört zu einem guten Teil zum Erwachsenwerden. Wettkampf und Vergleich, der Reiz des Verbotenen (in Bereiche eindringen, die man eigentlich nicht „betreten“ dürfte, …), verbunden mit der Freude am Entdecken kann eine sehr wirksame Mischung sein, um Interessierte in die Branche hineinschnuppern zu lassen.
So ist ein Teilnehmer des österreichischen Gewinner-Teams bei der European Cyber Security Challenge (ECSC) 2015 heute Vulnerability Lab Deputy bei SEC Consult. Thomas Weber, damals Student an der Technischen Universität Wien, kann die Teilnahme an solchen Wettbewerben nur empfehlen: „Das Zeug zum White-Hat-Hacker hat jede/r, der oder die ausdauernd, neugierig und technisch interessiert ist. Empfehlenswert, aber nicht notwendig, ist ein Studium mit Informatikschwerpunkt. Allerdings kommt man nicht drum herum, sich selbst Wissen anzueignen. Derartige Challenges sind eine gute Möglichkeit, viele Dinge durch Eigeninitiative zu lernen, daher lohnt es sich auf jeden Fall, mitzumachen!“
Abwechslungsreiche und vielfältige Tätigkeiten
Die Arbeit, die auf die Nachwuchskräfte wartet, ist äußerst vielfältig, hier nur einige Beispiele, wie abwechslungsreich und spannend die Tätigkeit in der Branche sein kann:
- Eigene Security-Labore wie das oben bereits angesprochene Vulnerability Lab erlauben es Cybersicherheitsunternehmen, sich einen internationalen Know-how-Vorsprung gegenüber Kriminellen zu verschaffen.
- Bei Red Teaming werden Angriffe auf IT-Systeme simuliert, um mögliche Einfallstore zu entdecken, bevor es die Cyberkriminellen tun.
- In kleinerem Umfang wird bei schnellen, gut planbaren Penetrationstests die Sicherheit von Systemen zu einem bestimmten Zeitpunkt überprüft.
- Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen tragen dazu bei, Angriffen vorzubeugen und das Sicherheitslevel der Kunden langfristig zu heben.
- Mit Workshops stärken Cybersecurity-Consultants das Risikobewusstsein bei den Kunden.
- Schon während des Software-Entwicklungsprozesses tragen Evaluierung und Implementierung von Sicherheitsaktivitäten zu einem sicheren Endprodukt bei.
- Ist doch etwas geschehen, braucht es bei der Incidence Response Fachleute, die jederzeit bereit sind, Soforthilfe zu leisten.
Spielerischer Zugang und Freude am Lernen
Auf Neueinsteiger in die Welt der Cybersecurity wartet also ein großes Betätigungsfeld, das gewiss umso begeisterter betreten wird, je spannender sich die Entwicklungsmöglichkeiten darstellen. Wenn Lernen mit Spaß verbunden werden kann, wie es bei Cyber Challenges eben der Fall ist, wirkt es nachhaltiger und weckt größeres Interesse. Kooperationen mit Organisationen, die derartige Events veranstalten, sind daher, wie SEC Consult es selbst erfahren hat, keine verlorene Liebesmüh.
In Bildungseinrichtungen zu gehen und dort Interesse für die im jeweiligen Unternehmen benötigten Skills zu generieren, ist ebenfalls eine Möglichkeit, jungen Leuten die Vielfalt der IT nahe zu bringen und ihnen Karrierewege aufzuzeigen, an die sie möglicherweise nie selbst gedacht hätten oder die ihnen ansonsten nie vermittelt worden wären.