Österreich ist Spitzenreiter im e-Government
24. August 2022 / Redaktion
Mit der Initiative „Best Practice Austria“ will die österreichische Agentur aed Leuchtturmprojekte der österreichischen Verwaltung, viele aus dem Bereich IT und Digitalisierung, europaweit bekanntmachen. aed-Obmann Dieter Hampel erklärt im Interview, welche österreichischen Innovationen besonders gefragt sind.
Was ist das Ziel von „Best Practice Austria“?
Dieter Hampel: Ziel ist es, Erfolgsmodelle aus der österreichischen Verwaltung auszuwählen und diese in unserem Netzwerk – also bei Verwaltungen in EU- und Partnerländern – bekannt zu machen. Wenn diese Best-Practice-Lösungen in anderen Ländern implementiert werden, geht damit auch eine deutliche Sensibilisierung der Partnerländer für österreichische Produkte und Dienstleistungen einher – damit haben diese Projekte eine „Türöffner-Funktion“ für die österreichische Wirtschaft.
Was macht „Best Practice Austria“ aus, nach welchen Kriterien wird ein Projekt ausgewählt?
Dieter Hampel: Das sind bereits erfolgreich umgesetzte Initiativen oder Modellprojekte, die öffentliche Dienstleistungen verbessern, ein Problem von öffentlichem Interesse lösen oder öffentliche Institutionen stärken. Ein Projekt kann zum Beispiel die Effizienz von Prozessen steigern, eine neue Technologie implementieren oder die Partizipationsmöglichkeiten von Bürgerinnen und Bürgern verbessern. Viele österreichische Vorzeigeprojekte haben mit Digitalisierung zu tun. Ein wichtiges Kriterium ist der konkrete Nutzen des Projekts – seien es bessere Ergebnisse, Arbeitserleichterung oder Kostenersparnis.
aed stellt die österreichischen Lösungen nicht nur vor, sondern setzt die Implementierung in anderen Ländern und Regionen auch um. Wie kommt ein internationales aed-Projekt zustande?
Dieter Hampel: Durch viele Stunden an Engagement und Kontakte in die Verwaltung – es erfordert einen guten Überblick darüber, welche Ziele die Verwaltungen von Partnerländern verfolgen und welche Modelle und Best Practice aus Österreich hierbei weiterhelfen können. Wenn wir ein passendes „Match“ gefunden haben, schauen wir uns nach EU-Fördermöglichkeiten um, die für diese Art des Wissenstransfers vorgesehen sind. aed stellt ein Konsortium aus Institutionen, Expertinnen und Experten sowie das Projektteam zusammen und betreut die Durchführung im Zielland oder in der Zielregion.
Welche österreichischen Best-Practice-Lösungen im Bereich Digitalisierung werden in Partnerländern und -regionen umgesetzt?
Dieter Hampel: Aktuell gibt es etwa „Digital Upskilling“-Projekte in Bayern und Nordrhein-Westfalen auf Basis der österreichischen Initiative fit4internet, die die digitalen Kompetenzen der Bevölkerung erfasst und gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten anbietet. Oder ein anderes Beispiel: Die österreichische Finanzverwaltung nutzt Predictive Analytics und digitale Risikobewertungssoftware für die Auswahl, welche Steuererklärungen geprüft werden – damit können die Ressourcen gezielt eingesetzt werden. Zu diesem Zweck wird in einem Projekt mit der rumänischen Nationalen Agentur für Steuerverwaltung ein Data-Mining-Tool für die dortige Anwendung entwickelt. Tschechien unterstützen wir beim Aufbau eines nationalen E-Health-Centers, ein Teil davon orientiert sich an ELGA, der elektronischen Gesundheitsakte. Diese österreichische Best Practice hat sich gerade während der anhaltenden COVID-19-Pandemie bewährt, denn sie ermöglicht allen Bürgerinnen und Bürgern beispielsweise den Erhalt von Arzneimittel-Verschreibungen, ohne dafür eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen zu müssen und sich so durch den Kontakt mit erkrankten Personen einer Gefahr auszusetzen.
Wo kann die österreichische Verwaltung bei der Digitalisierung den Weg weisen und in welchen Bereichen können wir noch von anderen Ländern lernen?
Dieter Hampel: Gerade im Bereich E-Government gehört Österreich seit Jahren zu den Spitzenreitern in Europa und punktet mit den Services, wie oesterreich.gv.at und der App Digitales Amt, die durch die Nutzbarkeit am Smartphone besonders gut zugänglich sind. Elektronisch die Steuererklärung machen, sich ummelden, Akteneinsicht in einem Gerichtsverfahren bekommen und vieles mehr sind in Österreich problemlos möglich. Auch bei Schlüsseltechnologien wie dem elektronischen Identitätsnachweis ist die österreichische Verwaltung vorne dabei und verwaltungsintern sind mit dem Elektronischen Akt (ELAK) oder Justiz 3.0 schon viele Prozesse digitalisiert. „It’s a journey not a destination!“ – und so können wir in Europa untereinander in der Digitalen Transformation noch viel lernen, zum Beispiel im Bereich Usability, Kommunikation und Marketing von öffentlichen E-Services.
Best Practice Austria ist eine Initiative der österreichischen Bundesregierung, die von der als gemeinnütziger Verein organisierten Agentur „aed – Agency for Economic Cooperation and Development“ mit Sitz in Wien umgesetzt wird. Ziel ist es, Leuchtturmprojekte der österreichischen Verwaltung auszuwählen und international sichtbar zu machen. Best Practice Austria selektiert zugleich auch europäische Best Practice, um Reformprozesse in Österreich anzuregen und zu unterstützen. Weitere Informationen finden Sie unter www.aed.or.at