Fifty-fifty auch in der IT – mehr Frauen braucht das Land!
Die IT-Branche leidet unter einem Fachkräftemangel, der sogar ihr Wachstum gefährdet. Doch weshalb nutzen viele Unternehmen und auch gesellschaftlichen Stakeholder noch immer nicht das große Potenzial von Frauen? Welche Branche kann es sich leisten, einen großen Prozentsatz potenzieller Arbeitskräfte gar nicht auf dem Radar zu haben?
Im Zuge des Frauenmonat März stellen wir Frauen vor, die mit großem Wissen und voller Leidenschaft ihren Traum in der IT leben – und ihre Erfahrungen gerne weitergeben, um Interessierten die Scheu vor der „Männerwelt IT“ zu nehmen.
So hat sich Zenina Dedic, Head of Core Development der Wüstenrot Datenservice GmbH, für ein Interview zur Verfügung gestellt, in dem sie über ihre Erfahrungen in der IT und die Faszination ihres Berufes erzählt.
Wie sind Sie zur IT gekommen?
Durch meinen großen Bruder. Er besuchte ein Gymnasium mit Schwerpunkt MINT. Anschließend studierte er Informatik. Nachdem ich ein allgemeinbildendes Gymnasium abschloss, folgte ich meinem Bruder und studierte ebenfalls Informatik an der Universität Salzburg. Damals wie heute galt Informatik als eine aussichtsreiche Branche.
Hatten Sie zuvor Vorbehalte, weil die Branche als von Männern dominiert gilt?
Eindeutig nein, denn das war mir auch gar nicht bewusst, dass die Branche in dem Maße von Männern dominiert war, als ich zu studieren begann. Erst in der ersten Vorlesung auf der Uni wurde mir klar, wie wenige Studentinnen es an einer Informatik-Fakultät gibt. Wir haben aber zusammengehalten und wurden auch von männlichen Kollegen wie auch von den Lehrkräften gut akzeptiert. Einen Nachteil als Frau erlebte ich nicht.
Was glauben Sie, warum es nach wie vor wenig Frauen in der IT gibt?
Die Arbeit in der IT-Branche wird immer noch nicht als eine attraktive Arbeit angesehen. Die mit der IT verbundenen Arbeitstätigkeiten sind nicht leicht zu begreifen bzw. nicht leicht zu sehen. Die Arbeit einer Ärztin ist sichtbar, die Arbeit einer Rechtsanwältin ist auch sichtbar, die Arbeit einer Kindergärtnerin oder einer Lehrerin genauso. In tausenden Filmen sind diese Berufe auch dargestellt worden. Die Arbeit einer Informatikerin dagegen ist leider immer noch nicht so leicht auszuprobieren. Viele sind der Meinung, dass man als Informatikerin einfach den ganzen Tag vor dem Rechner sitzt und tippt. Das klingt nicht attraktiv, sondern eher langweilig und abweisend.
Was muss getan werden, damit sich mehr Mädchen und Frauen für einen Beruf in der IT entscheiden?
Digitale Bildung in die Schulen flächendeckend bringen, attraktive MINT-Projekte bereits in der Volksschule in den Unterricht integrieren. Die IT-Firmen müssen proaktiver werden und die Jobs greifbar machen, z.B. durch Praktikumstellen, diverse Events bzw. durch Präsenz auf sozialen Netzwerken. Ein Film oder mehrere Filme über die Pionierinnen bzw. über aktuelle Rollenmodelle in der Informatik würden sicher zur Attraktivität der IT-Branche viel beitragen.
Welche Vorteile bietet ein Job in der IT?
Flexible Arbeitszeiten, mittlerweile auch ein großteils flexibler Arbeitsort, Zusammenarbeit mit Menschen aus aller Welt, lebenslanges Lernen, ein sicheres und ziemlich hohes Gehalt, ein abwechslungsreiches Tätigkeitsumfeld.
Bitte richten Sie einige motivierende Worte an unsere Leserinnen.
Das Arbeiten in der IT-Branche ist nicht gleich langweiliges Sitzen vor dem Computer, sondern ist ein vielfältiges Tätigkeitsgebiet, verbunden mit viel Kommunikation mit anderen Menschen. Wer gerne Probleme löst, wer gerne Aufsätze schreibt bzw. gerne aus einer Sprache in die andere übersetzt, wer gerne koordiniert und organisiert, ist in der IT sehr gut aufgehoben. Traut euch einen Informatikweg zu gehen, ihr werdet es nicht bereuen!